Guten Tag allerseits,
nach eineinhalb Jahren wöchentlicher Unterrichtsausfallstatistk erlaube ich mir, an dieser Stelle mal einen Verbesserungsvorschlag bezüglich der Einordnung einiger typischer Ereignisse im Schuljahresverlauf zu machen.
Erläuterung:
In der Unterrichtsausfallstatistik werden Abweichungen vom "regulären Stundenplan" erfasst. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf solchen Ereignissen, bei denen es keinen adäquaten Ersatz für den Unterricht gibt, bei denen die Schülerinnen und Schüler also eher nach Hause gehen, gar nicht erst zur Schule kommen oder sich selbst überlassen werden: Ersatzloser Unterrichtsausfall bzw. eigentverantwortliches Arbeiten in der Sekundarstufe 2. Ein solcher Ausfall ist misslich, und der Hauptzweck der Statistik ist es ja wohl, für die Diskussion und mögliche Ansätze zur Verringerung des Missstandes eine valide Datenbasis zur Verfügung zu stellen.
(Am Rande: Man kann sich fragen, ob dafür trotz des hohen Aufwandes wirklich der Verbleib jeder einzelnen Unterrichtsstunde erfasst werden muss. Und in diesem Zusammenhang stellt sich dann die Frage, ob das Schulministerium die Unterrichtsausfallstatistik eigentlich als reines Diagnoseinstrument ansieht oder schon als Teil der Therapie: "Big brother ist watching you".)
Nun gibt es im Verlauf des Schuljahres immer wieder Abweichungen vom regulären Plan; mir geht es hier um drei Arten:
1) Vorgezogenes Unterrichtsende nach der Zeugnisausgabe
2) (Freiwillige) Schulgottesdienste (z.B. zum Schuljahresbeginn oder vor Ostern oder Weihnachten)
3) Pädagogische Fortbildungstage des Kollegiums
Jeder, der die UntStat anfertigen darf, hat sich schon gefragt, wie denn diese Ereignisse zu erfassen sind. Die Antwort ist schnell gefunden und völlig eindeutig: es handelt sich um ersatzlosen Unterrichtsausfall oder ggf. um eigentverantwortliches Arbeiten:
viewtopic.php?f=13&t=149
viewtopic.php?f=13&t=145
viewtopic.php?f=13&t=52
viewtopic.php?f=13&t=126
Das Problem ist, dass gerade diese Ereignisse zu extrem hohen Zahlen in der Statistik führen, da ja jeweils alle Klassen und Kurse betroffen sind. Eine Stunde (Gottesdienst) schlägt z.B. bei uns mit 30 bis 35 Unterrichtsstunden zu Buche, ein (pädagogischer) Tag mit 210 bis 230 Stunden. Solche Zahlen entsprechen vielen Wochen "normalen" Schulbetriebs! Konkret: Bei uns gehen über 40% des ersatzlosen Unterrichtsausfalls in der Sek 1 im nun endenden Halbjahr auf Kosten von zwei pädagogischen Tagen und knapp 10 % enstehen durch zwei Gottesdienste und vorgezogenes Unterrichtsende.
Welchen Wert haben die Zahlen so eigentlich noch? Was beschreiben sie? Es gibt zwei Möglichkeiten, und ich würde mir wünschen, dass sich die politische Chefetage hier mal äußert und sich positioniert:
Position a: "Vorgezogenes Unterrichtsende nach Zeugnisausgabe, freiwillige Schulgottesdienste und Fortbildungstage von Kollegien sind problematisch, der entstehende Unterrichtsausfall ist beklagenswert. Gute Schulen verzichten zugunsten der Unterrichtsversorgung auf solchen Firlefanz, die anderen bekommen mit der Unterrichtsausfallstatistik die Quittung für ihre lasche Einstellung."
Position b: "Vorgezogenes Unterrichtsende nach Zeugnisausgabe, freiwillige Schulgottesdienste und Fortbildungstage von Kollegien sind Abweichungen vom regulären Plan, die aber als normal, sinnvoll bzw. notwendig anzusehen sind. Dass hier Unterricht ausfällt, stellt deshalb auch kein Problem dar, diese Ereignisse sind also nicht Teil des Missstandes, den es zu analysieren und zu verbessern gilt."
Die bestehenden Regelungen tragen leider die Handschrift von Position a. Sollte die Tendenz aber doch in Richtung b gehen, müssen die Regeln geändert werden: Man kann wohl vermuten, dass nicht nur an unserer Schule die genannten Ereignisse einen sehr hohen Anteil an den Kategorien des ersatzlosen Ausfalls bzw. EVA haben. Die ganze Statistik erfüllt dann aber offenbar ihren Zweck gar nicht, da ein viel zu großer Anteil der Zahlen, die den Missstand des Unterrichtsausfalls beschreiben sollen, ganz andere Gründe hat.
Wer z. B. in Schulkonferenzen (oder in der Politik) den problematischen Teil des Unterrichtsausfall auf Basis der Statistik diskutieren will, muss nun eigentlich zunächst immer erst klarstellen, dass in den Zahlen z. B. auch die Fortbildungstage stecken und ggf. die Zahlen erstmal bereinigen. Warum tun wir uns das an?
Der einfache Vorschlag: Im Sinne von Position b werden die genannten Fälle wie bewegliche Feiertage geregelt, es wird also die Zahl der planmäßig zu erteilenden Unterrichtsstunden (Bereich A) entsprechend reduziert.
Dies würde die Aussagekraft und den Wert der Unterrichtsausfallstatistik beträchtlich erhöhen, da als Folge die Zahlen in den Kategorien ersatzloser Ausfall und EVA dann tatsächlich ein Problem beschreiben, so wie es eigentlich von jedermann selbstverständlich angenommen wird. Da lediglich die Regeln geändert werden müssen und technisch nichts geändert werden muss, ließe sich der Vorschlag schnell und ohne Aufwand umsetzen.
Mir ist klar, dass der Vorschlag zwar einfach ist, aber im Konflikt mit einem Grundansatz steht: Der reguläre Stundenplan als das Maß aller Dinge. Aber dann ist da halt eine Grundsatzdiskussion nötig, und ich würde es begrüßen, wenn sich auch die Auftraggeber der Statistik mal damit beschäftigen würden.
Ich würde mich freuen, wenn mein Vorschlag hier Zustimmung findet, und bin gespannt, wie sich die Diskussion entwickelt.
Freundliche Grüße,
Jörg Schaldach
Lessing-Schule
Bochum
Verbesserungsvorschlag
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Re: Verbesserungsvorschlag
Ich stimme der Problemdiagnose des Kollegen voll und ganz zu und möchte nur ergänzen, dass sich ähnliche Fragen auch in Bezug auf andere, tatsächlich unvermeidliche Ereignisse wie Elternsprechtage oder die Durchführung von Abiturprüfungen stellen. Solche Tage produzieren einen gewaltigen, aber durch nichts zu vermeidenden Unterrichtsausfall, und ich halte es weiterhin nicht für plausibel, das genauso zu handhaben wie "normalen" Unterrichtsausfall, auch wenn ich das selbst hier schon einmal angemerkt und eine entsprechende Antwort bekommen habe:
viewtopic.php?f=13&t=224
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