Ich teile die Rechtsauffassung von Herrn Frodermann: Ein Zeugnis (egal welches) ist eine von der Schule ausgestellte Urkunde
und diese Urkunde sollte den amtlichen Namen des Beurkundeten tragen.
Und das ist halt der Namen laut Geburtsurkunde, im Personalausweis oder in der Namensänderungsurkunde.
Neben der rechtlichen gibt es auch noch die praktische Seite:
In einem kleinen Gymnasium mit 400 Schüler kennt man ja fast alle SuS persönlich.
Da kann man dann auch zwischen vollständigem und "Rufnamen" wechseln.
Gesamtschulen haben öfter das drei- bis vierfache dieser Schülerzahl. Da wird dann die Verwaltung aufwendig.
Aus unserer Praxis: Wie verlangen bei der Anmeldung eine Kopie der Geburtsurkunde, dieser Name
kommt (mit allen Vornamen) in Schild - und damit so auf die Zeugnisse. Es sorgt auch für eine
richtige Schreibweise von ausländischen Namen mit ungewohnten diakritischen Zeichen.
Und nicht immer kennen die Schüler ihren Namen oder können ihn schreiben.
Wenn jemand seinen zweiten, dritten oder vierten Vornamen nicht möchte, muss er sein Zeugnis
nicht herumzeigen. Das sind 2 Zeugnisse pro Jahr, das lässt sich verschmerzen.
Und wir müssen in Schild nur noch die Namen ändern, die falsch eingetippt sind oder
die sich (z.B. durch Scheidung oder Adoption) geändert haben.
Viel schlimmer sind (selbst erlebte) Fälle wie dieser:
Ein Abiturzeugnis wurde auf "Karl Müller" ausgestellt, die Universität hat aber die Immatrikulation
verweigert, weil der Schüler laut Personalausweis und Geburtsurkunde "Karl-Heinz Müller" hieß.
Und "Karl-Heinz" hatte kein Abitur, nur "Karl".
Das passierte in den Sommerferien, die Schule war geschlossen und konnte kein neues Zeugnis ausstellen,
danach waren die Uni-Fristen abgelaufen.
Mit Schild 3 und nur noch einem Vornamensfeld wird sich das ja ohnehin irgendwann erledigt haben.
Und was ist eigentlich der Sinn der unterschiedlichen Behandlungsweise?
Wenn jemand "Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester" mit Vornamen
heißt, kommt das halt so aufs Zeugnis. Immerhin kann man es mit diesem Vornamen in Deutschland
sogar bis zum Ministeramt schaffen.
