Uli Dierkes hat geschrieben: Mittwoch 6. November 2024, 19:23
Auch etwas ab und grundsätzlich:
IMHO sind wir hier beim Dinosaurier-Thema. Zu groß = zu träge; Anpassung dauert lange.
Was ist im System Schule wichtiger und effektiver?
Sämtliche IT zentral, Spezialisten-Gurus steuern alles, der Anwender muss sich gedulden und nehmen, was kommt.
Oder
Dezentrale IT, jede Schule zieht eigene (hobby-professionelle) IT-Betreuer heran, die flexibel und schnell agieren können (mit Frust-Potential).
Vermutlich gibt es zu diesem Gestaltungsfeld keine Ideal-Lösung.
Ich gestehe, dass ich für das dezentrale System Sympathien habe, vor allem wegen der darin enthaltenen Personal-Qualifizierungsmöglichkeiten.
Ich kenne beide Seiten und die Vor- und Nachteile beider Varianten.
Als ich als Berufsschul-Administrator 3 Jahre lang für 3 Standorte zuständig war, konnte ich mir nicht vorstellen, wie mir eine städtische IT hierbei helfen könnte, weil die Schule schon damals sehr speziell aufgebaut war. Also lehnten wir damals den Support der Stadt ab. Ebenso den Support für den pädagogischen Bereich. Es gab ja einen Vollzeit-Admin.
Später sollte ich jedoch feststellen, alle Schulen "speziell" sind

und in kein Raster passen auf das auf Anhieb ein zentraler Support gepresst werden kann. Außerdem gebe ich zu, dass ich befürchtet hatte, mich mit der Umstellung auf städtischen, zentralen Support selber überflüssig zu machen ... Wie man sich so täuschen kann.
Nach dem ersten Jahr hatte ich so viele Baustellen und Überstunden, dass ich nach einem zweiten Administrator gefragt hatte, da ich nicht nur die Verwaltungs-PCs, sondern auch die pädagogischen PCs betreut hatte (mit einem vergleichbaren Aufgabenspektrum wie für das Verwaltungsnetzwerk). Es kam kein zweiter Admin, es sei kein Geld dafür da, aber die Arbeit wurde ja nicht weniger, als dann Beamer klassenraumweise verbaut wurden. Es ist ja immer was. Mittlerweile sind Tablets, Panels und Cloudanwendungen dazugekommen.
Als mich dann damals mal jemand im Urlaub angerufen hatte, weil es nach einem Versehen in der Schule die "Hütte brannte" ... war das ein sehr unentspannter Urlaub mit Abbruch. Oder als das Sekretariat anfing Wünsche zu äußern, die sich mit der bislang vorhandenen Infrastruktur nicht bereitstellen ließ. Hier musste ich erst mal sondieren, welche Lösungen es gibt, was die kosten und hoffen, mich da nicht nur schnell einzuarbeiten, sondern auch festzustellen, dass das System funktioniert. An der Stelle wäre ich froh gewesen, jemanden zu haben, der mich da hätte beraten, helfen oder in der Folge supporten hätte können.
Andererseits waren wir hochgradig flexibel und konnten ausprobieren, aber eben auch alleine dafür verantwortlich.
Nach meinem Seitenwechsel zum städtischen Support habe ich in der ganzen Zeit nur 4 von rund 200 besuchten Schulen gesehen, die ein ganz fantastisches Verwaltungsnetzwerk auf die Beine gestellt hatten. Aber auch diese 4 habe ich im Laufe der Zeit davon überzeugen können, dass ein zentraler Support hier seine Vorteile hat und für erhebliche Entlastung sorgt.
All diese IT-Admins, die ihre Verwaltungsnetzwerke selber organisert hatten, sind heute immer noch Nebenbei IT-Admins. Nur, dass sie sich nicht mehr um die zeitaufwändigen Dinge kümmern müssen, wie z.B. Benutzerverwaltung, Hardwareausstattung, Softwareinstallation, Updates, Virenschutz, Backup/Restore, Sicherheit, Server-/Datenbankpflege. Aber auch die Lehrenden freuen sich, weil mit der zentralen Bereitstellung der Fachanwendungen nun datenschutzkonformes Arbeiten von zu Hause möglich ist. Die Vertretungsplaner waren hier die ersten, die darauf sprichwörtlich abgefahren waren, weil sie nun morgens nicht erst sehr früh in die Schule fahren mussten... Auch so manche Statistik ließ sich jenseits des Schultrubels bearbeiten.
Nicht zu verachten ist auch die Verlagerung von Supportaufgaben. Dadurch dass wir in Köln verschiedene Teams haben, die Anwendungssupport anbieten, entlastet das die Lehrenden mit IT-Aufgaben ebenfalls erheblich. Die Anwendungsnutzer freuen sich darüber, dass auch in den Ferien jemand erreichbar ist oder das bestimmte Fehler bereits bekannt sind und es Lösungen dazu gibt. Im Zuge von Windows 10-Updates der Gigabyteklasse freuen sich die Admins darüber, dass diese nun zu Zeiten automatisert erfolgen, in denen keiner in der Schule arbeitet, so dass hier auch keine Bandbreite geblockt wird und PCs stundenlang nicht funktionieren.
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Was ist im System Schule wichtiger und effektiver? "
Berechtigte Frage. Solange die Schul-IT nebenbei durch Lehrerinnen und Lehrern betreut werden muss, weil es keine Vollzeit-Administratoren gibt, sollte sich der zeitliche Aufwand derer auf ein Minimum reduzieren können. Wie viel Unterrichtszeit geht denn hier verloren, wenn sich jemand um Aufgaben wie z.B. Datensicherheit, Dateiablage / Backup/Restore, Datenbank, -wartung, -Pflege, Virenschutz, Benutzer- und Lizenzverwaltung, Hardwareausstattung, -Installation und -Wartung, Software-/Update-/Treiberinstallation, Drucker(wartung), Anwendungssupport und ggf. Anwenderschulung, Beschaffung und Inventur kümmert ?
Zu guter Letzt gehört dann ja auch noch die Administration der Fachanwendungen dazu... und hier und da will ja auch noch die Schulhomepage gepflegt und gewartet werden. Und dies und das.
Je nach Schulgröße sind das alleine für die jetzt genannten Aufgabenblöcke schon ein bis drei Personen mit Vollzeitaufgabenpotential.
Was ist also im System Schule wichtiger ?
Ich würde sagen, eine deutliche Aufgabenentlastung.
Ebenso würde ich es begrüßen, wenn es an jeder Schule festes Personal gäbe, dass sich um diese Themen kümmert. Noch lieber, wenn es hierzu im weitesten Sinne einheitliches gäbe, an dem es sich orientieren ließe, wie Aufgaben mit welchen Tools wie bewältigt werden können. So aber wurschtelt jeder für sich hin.
Aber, man muss auch hier noch ein bisschen weiter um die Ecke denken und den Planet eigene Schule verlassen. Denn mit einem zentralen System sind noch ganz andere Synergieeffekte und Effektivitätssteigerungen möglich. Z.B. bei den Schulträgern. Wenn hier die für sie relevanten Daten in einer zentralen Datenbank vorliegen, kann man live und ohne weitere Verzögerungen oder Wartezeiten auf Gesamtdaten zurückgreifen. Ich denke da an die Schulpflichtüberwachung und frage mich, wie aufwändig es für Schulträger ist, diese nachzuhalten, wenn die Daten aus den Schulen erst noch angefordert werden müssen. Bzw. wie lästig es für die Schulen ist, diese Daten bereitzustellen. Gleiches gilt auch für das Schulamt, das mit Livedaten schneller und effektiver arbeiten könnte, z.B. in Sachen AOSF-Förderungen.
Unbestritten macht es Spaß sein eigenes Verwaltungsnetzwerk zu haben, sich auszuprobieren, zu lernen, sich fortzubilden, aus Fehlern zu lernen, sich ein bisschen unersetzbar zu machen. Aber wie frustrierend ist es, wenn all das eigentlich nur ein Hobby, stenggenomme eine ungelernte Nebentätigkeit ist ? Eine, die immer komplexer wird, eine, die immer mehr Zeit in Anpsruch nimmt und immer selbstverständlicher und zugleich fordernder wird. Eine für die es am Ende des Tages kaum eine entsprechende Entlohnung geben kann. Weder monetär, noch in Form von Anerkennung.
Natürlich hat so ein zentraler Support auch seine Grenzen, wie jetzt z.B. in der Bereitstellung von Updates, die dann eben nicht am nächsten Tag bereitstehen...