Digitalisierung: 500-Euro-Laptops für Lehrer "leistungsfähig und gut nutzbar"

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Raffenberg
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Re: Digitalisierung: 500-Euro-Laptops für Lehrer "leistungsfähig und gut nutzbar"

Beitrag von Raffenberg »

Genau da liegt der Denkfehler des Landes: Es gibt einen Unterschied zwischen einem Arbeitsgerät als Dienstgerät und einem Unterrichtsgerät. Während des Distanzunterrichts in Videokonferenzen benötigt man eigentlich zwei Geräte oder Monitore, im Unterricht haben iPads und Chromebooks diverse didaktische Vorteile, für dienstliches benötigt man wiederum ein Laptop. Es gibt nicht das eine Gerät für alles.

Die eigentliche Gemeinheit liegt ja in der nachträglichen Anpassung der VO-DV. Viele KuK hatten damals schon ein Laptop, so dass ein iPad für den Präsenzunterricht als Ergänzung Sinn machte. Was will man mit einem zweiten Laptop anfangen? Zwei Geräte für beide Bedarfe. Und dann wurde einem der Gebrauch des Laptops untersagt. Da macht die Reaktion der Kölner Kolleginnen und Kollegen schon Sinn. So können die KuK wenigstens wieder offiziell mit ihren privaten Laptops arbeiten.

Da schimpfe noch mal einer über die aufopfernden und selbstlosen Lehrerinnen und Lehrer! Ich stelle mir manchmal vor was passiert wäre, wenn zu Beginn der Pandemie alle LuL den Gebrauch der privaten Endgeräte verweigert hätten.
Mit freundlichen Grüßen
Jens Raffenberg
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T.Hagel
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Lehrerkind, Ex-Schuladmin, seit 2009 für die Stadt Köln im Schulverwaltungsupport tätig

Re: Digitalisierung: 500-Euro-Laptops für Lehrer "leistungsfähig und gut nutzbar"

Beitrag von T.Hagel »

kroerig hat geschrieben: Montag 24. Januar 2022, 16:40 Das Land NRW hat seine Lehrkräfte mit Dienst-Laptops ausgestattet.
Als ich das so gelesen hatte, dachte ich mir noch, ach, jetzt endlich mal. Aber dem ist ja nicht so. Nicht das Land NRW hat seine Lehrkräfte ausgestattet, sondern 2020 den Schulträgern maximal 500 Euro pro Lehrkraft für die Beschaffung von mobilen Geräten für den Onlineunterricht bereitgestellt. Geknüpft an weiteren Vorgaben wie der Integration in die bestehende Schulinfrastruktur und bitte bis spätestens Ende 2020 geliefert zu haben. Bei bestimmten Mengen stehen da noch Ausschreibungen im Weg. Also musste geschaut werden, für welche Geräte bereits ein Rahmenvertrag vorliegt, welche lieferbar sind und welche preislich noch zu vertreten sind, um schnell handlungsfähig zu sein. Kommunen mit wenigen Schulen sind hier ein bisschen im Vorteil, weil ggf. flexibler.

Die Kernfrage aber bleibt doch dabei, warum der Arbeitgeber seine Lehrkräfte nicht alle mit einheitlichen und zeitgemäßen, dienstlichen Geräten ausstattet. Z.B. mit einem Notebook, um mobil zu bleiben, einem Handy, einer dienstlichen Mailadresse und einem sicheren Onlinespeicherplatz. Wenn man den Kelch an die Schulträger weiterreicht, ist doch klar, dass jeder Schulträger das wählt, das 2020 im knappen Vorgabezeitraum und dem nicht zeitgemäß bemessenen Budget über bestehende Rahmenverträge beschaff- und finanzierbar ist.

Dass man dann 1.5 Jahre später vorgibt, dass ja nun alle Lehrkräfte mit irgendwas ausgestattet wurde und daher nun nur noch darüber gearbeitet werden soll, dürfte gelinde gesagt unglücklich getimed sein und an der Realität glatt vorbei gehen. Zumal die Schulverwaltungsprogramme weiterhin Windowslastig sind und damit per se Chromebook- und iPad-Nutzer ausgegrenzt werden. Notebooks oder Subnotebooks wären hier die klar bessere Wahl gewesen. Aber die gibt es in langer Akkulaufzeit und stabiler Tastatur nicht für 500 Euro. Ganz zu schweigen von den Begleitkosten für die zentrale und zeitgesteuerte Bereitstellung von Programmen, Updates, Virenschutz, Benutzerverwaltung, Dateiablage, etc. für eine Laufzeit von 1-5 Jahren ... Bei 12.000 Geräten ... kommen da Summen zustande, die wieder keiner zahlen will.

Würden die Lehrkräfte zentral vom Arbeitgeber vernünftig ausgestattet werden, würden sich viele Diskussionen erübrigen. So aber müssen wir alle jonglieren und auf allen Seiten irrsinnig viel Arbeitszeit investieren, um arbeitsfähig zu sein oder Arbeitsfähigkeit herzustellen...
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