Komisch. Irgendwie ist die Diskussion an mir vorbei gegangen
Es ist interessant wie die Argumente hier auseinander gehen und wie die Sorgen sich unterscheiden. Der eine fürchtet Mehrarbeit wegen einer Umstellung von Reports, der nächste sieht keine Mehrwerte für die Schulen, und wiederum andere fürchten die städtische IT.
Nun. Wie schon mal erwähnt, kenne ich beide Seiten ganz gut. Als ehemaliger IT-Admin einer Berufsschule und nun seit 4 Jahren als technischer Fachanwendungsbetreuer für SchildZentral2 und neuerdings auch SchildZentral3.
Ich bin allerdings auch Teil eines Schulträgernetzwerkes und damit im Austausch mit anderen IT-Kollegen aus anderen Kommunen und Bundesländern. Just gestern durfte ich erfahren, dass z.B. auch Niedersachsen eine reichlich in die Jahre gekommene Schulverwaltungssoftware vorschreibt und die Schulen sich eigene Verwaltungssoftware einkaufen, weil sie damit besser klar kommen. In NRW ist das in gewisser Form auch so, weil man sich externer Dienstleister bedient um Funktionen einzukaufen, an die Schild nicht mal ansatzweise denkt.
Ob jetzt nun Schulen in Eigenverantwortung ihre IT betreuen oder ob sie diese Arbeiten durch die städtische IT "abgenommen" bekommen, das ist schwer und einfach zugleich. Ich wollte als damaliger IT-Admin auch nicht, dass die städtische IT meinen Job macht und konnte mir hier keine Vorteile für die Schule erkennen.
Was also bringt den Schulen, wenn sie auf den städtischen Service einsteigen ?
Nun, zum einen ist da die zentrale Verwaltung und Ausstattung. D.h. die Schuldaten (inkl. der Dateiablage) befinden sich nicht in einem stillen Kämmerchen, sondern in zertifizierten Rechenzentren, die einen Datenschutz nach Datenschutzstufe D gewährleistern. Dazu die dort üblichen Nettigkeiten, wie Datensicherungen (Datenbanken, Dateiablage). Außerdem sind dort für die jeweiligen Bereiche mehrere Spezialisten im Einsatz. Im Falle der Schulträger findet man dort auch oft vorgelagerte Schul-IT, die den Schulen als Support bei der Bedienung, aber auch Erstellung von Reports helfen. In der Regel gehört zu dieser Umgebung auch, dass die Schulen über TerminalServer auf ihre Fachanwendungen und Dateien (nicht nur SchildZentral, auch Untis, ASPDC und der ganze andere Rest) zugreifen können. So also auch von zu Hause, was die Stundenplaner als wesentlichen Vorteil sehen, wenn es in der Schule keine IT gibt, die das sauber selber gelöst bekommt. Auch die liebe Statistik kann im Bedarfsfall von außerhalb der Schule in Ruhe erfolgen.
Ja, die Bereitstellung von Fachanwendungen durch die Stadt-IT, kann so ihre Tücken haben. Updates können nicht, wie in Eigenregie beliebig zeitnah eingespielt werden, sondern durchlaufen zuvor einen mitunter zeitaufwendigen Prozess. Der aber sorgt dafür, dass die Updates zeitgesteuert und nahezu zeitgleich auf allen PC-Arbeitsplätzen in den Schulen UND unter TerminalServer erfolgen kann. Nicht lauffähige Updates werden abgebrochen und Nachbesserungen bei den Herstellern angefordert.
Auch ein hübscher Nebeneffekt einer Betreuung durch die städtische IT ist, dass alle Rechner mit einer zentralen Antivirensoftware und Datenbank- und sonstige Zugriffe über Gruppenrichtlinien und Firewalleinstellungen geschützt werden. Auch nichts mehr, um das man sich nebenbei noch kümmern muss. Nachteil ist, dass man nicht mehr alle Programme einfach mal so installieren oder testen kann. Aber es heißt nicht, dass man hier abgekanzelt wird, sondern es gilt dann Alternativen zu finden oder zu prüfen, ob eine solche Inbetriebnahme einer neuen Software nicht auch anderen Schulen helfen könnte.
Der Umzug zu SchildZentral hat also nicht nur Nachteile für die Schulen.
Wenn man dann aber mal etwas weiterdenkt und die Schulträgersicht einnimmt, dann ist man hier mit einer zentralen Datenbank schneller an den für die jeweiligen Abteilungen notwendigen Daten dran, als wenn man diese ständig manuell einfordern muss. Für die Schulträger gibt es das sog. Schulträgermodul von Ribeka. Ohne das hat ein Schulträger keinen Zugriff auf Daten, die in der zentralen Datenbank stehen. Über das Modul ist rollenbasiert geklärt, auf welche Datenbereiche der Schulträger zugreifen kann. Leistungsdaten oder Angaben zu Lehrern sind darüber nicht abrufbar.
Aber auch für die Schulämter wäre ein - auf den für sie notwendigen Bereich - Modul hilfreich, um ihren Arbeiten nachgehen zu können, statt sich auf Excellisten zu stürzen, die man sich manuell aus den Schulen zusammenfragen muss. Aber das ist ein anderes Thema.
Schulträger, die mehr als 10 Schulen im Blick haben müssen, freuen sich, wenn man z.B. die Schulpflichtüberwachung live mit diesem Schulträgermodul durchführen kann. In Köln mit 265 Schulen kann man sich grob vorstellen, wie viele Schüler es hier gilt, zu überwachen ... Doppelanmeldungen zu vermeiden, etc. Aber es gibt sooo viele andere Aufgaben bei den Schulträgern. Wenn diese in welcher Weise auch immer in der Lage wären, live auf die für sie notwendigen Daten zurückgreifen zu können, werden sich Wartezeiten deutlich reduzieren.
Es gibt Schulträger, die den Schulen zentral SchildNRW mit Access-Datenbanken bereitstellen. Dann aber auch wieder in einer zentral administrierten IT in entsprechenden Rechenzentren. Die dortige IT hätte dann ja auch theoretisch Zugriff auf diese Einzeldatenbanken. Ist das dann auch "pfui" oder "nicht so schlimm" ?
Schulverwaltungs-IT ist halt ein bisschen komplexer als Schild. Es hängt soviel mehr dran, das weiß jeder IT-Administrator an den Schulen und erst recht jeder Lehrer, der die Verwaltungs-IT nebenbei betreut.
Mit Schild3 habe ich dann so meine Zweifel, ob und wie viele Schulen das System (überwiegend) nebenbei warten, pflegen und supporten wollen, bzw. sicherstellen wollen, dass die Daten a) im Schulgebäude bleiben und b) geschützt werden. Schild3 ist hier ein dickeres Brett als Schild2.
Vielleicht muss man die Frage "SchildZentral oder nicht" auch anders stellen. Was gewinnt man an Mehrwerten durch eine städtische IT-Betreuung dazu und was verliert man tatsächlich dabei ?
Dazu noch die schonmal erwähnte Annekdote. Ich habe in 10 Jahren IT-Support für die Kölner Schulverwaltungen lediglich 3 wirklich fantastische administrierte und aufgebaute Verwaltungssysteme gesehen, die wir so lang es ging auch so belassen hatten. Wir hatten diesen Schulen dann lediglich Kennungen für die Nutzung unter TerminalServer eingerichtet, so dass sie zu den entsprechenden Terminen ihre Daten dorthin exportieren konnten.
Aber diese 3 Schulen standen und fielen mit diesem einen Lehrer. War der im Urlaub und es ging was schief, dann blieb es schief. War er erkrankt, rödelte er so gut es ging von zu Hause. Es fiel aber in sich zusammen, als die jeweiligen Kollegen in Rente gingen. Es gab aber auch 2 Schulen, die sich einen externen IT-Dienstleister für das Schulverwaltungsnetzwerk gegönnt hatte. Das ging dann halt gut ins Geld und das ist endlich.
Also. Es gilt die Vor- und Nachteile abzuwägen. Am besten emotionslos und ohne die Befürchtung "arbeitslos" zu werden. Als Admin einer Schule gibt es einfach zu viele Nebenschauplätze um nach der Übernahme des Verwaltungsnetzwerkes durch die städtische IT überflüssig zu werden...